Strafgefangene NS-Zeit: Informationsstele am Tummelplatz

Untertageprojekt „Klosterwerke“ in Blankenburg

Erinnerung an Gefangene des Kreisgefängnis Blankenburg

Zusammenarbeit der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wolfenbüttel und der Stadt Blankenburg (Harz) zum Thema Arbeitseinsatz von Strafgefangenen in Blankenburg in der NS-Zeit

(derharz) Im Rahmen des Projektes „outSITE Wolfenbüttel: Das Strafgefängnis Wolfenbüttel und sein Netzwerk im Land Braunschweig“ sollen acht ausgewählten Außenorte des Strafgefängnisses Wolfenbüttel in der NS-Zeit mit Hilfe von Informationsstelen wieder sichtbar gemacht werden. Eine dieser Stelen wird in Blankenburg (Harz) am Tummelplatz aufgestellt.

Ein Team der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel erforscht für das Projekt das System von Außenorten, Hinrichtungsstätten, weiteren Gefängnissen und Beerdigungsorten. Martina Staats, Historikerin und Leiterin der Gedenkstätte, verdeutlicht die Bedeutung des Projekts: „Das Strafgefängnis Wolfenbüttel war in der NS-Zeit kein geheimer, abgeschlossener Ort, sondern die Verfolgung war sicht- und wahrnehmbar für die Bevölkerung. Durch die Kennzeichnung der Außenorte, ihre Kontextualisierung und didaktische Aufarbeitung soll Geschichte vermittelt und das regionale Geschichtsbewusstsein gefördert werden. Daher danke ich der Stadt Blankenburg für ihre Unterstützung des Projekts und die gute Zusammenarbeit.“

Am Tummelplatz in Blankenburg befand sich das ehemalige Kreisgefängnis Blankenburg. Dieses diente von Juli bis September 1944 der Unterbringung von 30 Gefangenen des Strafgefängnisses Wolfenbüttel, die von der Magdeburger Firma Carl Brandt zu Erd- und Transportarbeiten in den Oda-Werken eingesetzt wurden.

Untertageprojekt „Oda-Werke“, Deckname Turmalin

Die Oda-Werke mit dem Decknamen „Turmalin“ waren ein im Juni 1944 begonnenes Untertageverlagerungsvorhaben der Armaturenfabrik Schäffer & Budenberg aus Magdeburg. Produziert wurde Kriegsgerät für die deutsche Marine und die Luftwaffe. Das Vorhaben wurde von der Organisation Todt geleitet, die auch das Untertageverlagerungsprojekt Klosterwerke koordinierte. Anfang Januar 1945 arbeiteten 307 überwiegend italienische Strafgefangene in den Oda-Werken, mindestens 36 starben während des Arbeitseinsatzes. Noch vor der Aufnahme der Produktion wurden die Gefangenen Mitte Februar von der Baustelle abgezogen.

Plan des Untertageprojektes „Turmalin“

„In Blankenburg bekennen wir uns zu unserer Vergangenheit, auch der in der NS-Zeit“, ergänzt Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt. „Ich danke Frau Staats und ihrem Team für ihren Plan. Ich denke, vielen Blankenburgern ist gar nicht bewusst, dass sich am Tummelplatz ein Gefängnis befand. Durch die Stele wird die Geschichte der Einrichtung wieder sichtbar.“

Zusätzlich zu den Informationsstelen wird ab Sommer 2021 im Eingangsbereich des neuen Dokumentationszentrums der Gedenkstätte in Wolfenbüttel eine Medienwand eine Übersicht über das regionale Netzwerk zeigen: In einer interaktiven Karte sind alle ca. 70 Außenorte des Strafgefängnisses Wolfenbüttel in der NS-Zeit verzeichnet. Besucherinnen und Besucher können mithilfe eines Touchscreens Orte auswählen und detaillierte Informationen, historische Dokumente und Fotos einsehen. Die Projektergebnisse werden auch in einer Publikation veröffentlicht und zukünftig Bestandteil der Bildungsarbeit der Gedenkstätte sein.

Durch die Verbindung von landes- und regionalgeschichtlicher Forschung mit der Bildungs- und Vermittlungsarbeit, dezentralen Informationsstelen, einer interaktiven Medienwand und der neuen Dauerausstellung der Gedenkstätte wird somit das Netzwerk des Strafgefängnisses Wolfenbüttel in der NS-Zeit wieder sichtbar werden. Damit entsteht ein wichtiger Baustein zur regionalen Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus.

Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Die Braunschweigische Stiftung und die Stiftung Zukunftsfonds Asse fördern das Projekt „outSITE Wolfenbüttel“. Lokale Partner, wie die Stadt Blankenburg (Harz), unterstützen das Projekt vor Ort.

Das Projekt ist ein weiterer Beitrag, um die Erinnerungskultur der Stadt an die NS-Zeit zu stärken.

Historischer Hintergrund

Das Strafgefängnis Wolfenbüttel war während des Nationalsozialismus die wichtigste Haftanstalt des ehemaligen Freistaates Braunschweig. Über 15.000 Zugänge von Gefangenen sind in den Hafteingangsbüchern zwischen 1933 und 1945 verzeichnet, zwischen 1937 und März 1945 wurden dort 526 Todesurteile an Frauen und Männer vollstreckt. Die Wolfenbütteler Gefängniszentrale verwaltete über 70 Außenorte von Blankenburg  bis nach Wesendorf in der Heide.

Quelle: Stadt Blankenburg, 16.03.2021
Bildquelle: Redaktion

In den kommenden Woche werden wir auf diesem Portal eine Dokumentation zu den Klosterwerken und den ODA-Werken mit weiteren Fotos veröffentlichen.

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