Waldwandel im Fokus von Forschung und Dokumentation

Schwerpunktthema Waldwandel im Harz

(derharz) Der Tätigkeitsbericht des Nationalparks Harz für das Jahr 2020 liegt vor. In seinem Vorwort erläutert der scheidende Nationalparkleiter Andreas Pusch, dass auch im Jahr 2020 wiederum eine zu trockene und warme Witterung die Waldentwicklung beeinflusst hat. Die Bedeutung der Verkehrssicherung im Wald hat weiter erheblich zugenommen – mit großen Auswirkungen für alle Waldbesucher. Über die Borkenkäfer-Massenvermehrung hinaus machen die Trockenheit und eine Vielzahl von Organismen inzwischen fast allen anderen Baumarten neben der Fichte zu schaffen. Buchen leiden zunehmend unter der Dürre. Ahorne, Eschen und Kiefern werden von Pilzen besiedelt und zeigen Absterbeerscheinungen. Deshalb ist es wichtiger denn je, an die Eigenverantwortung aller Waldbesucher zu appellieren.

Die sogenannten waldtypischen Gefahren durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume erfordern erhöhte Aufmerksamkeit, obwohl große Anstrengungen zur Verkehrssicherung unternommen werden. Daneben war die Corona-Pandemie natürlich das bestimmende Thema auch für die Arbeit der Nationalparkverwaltung Harz. Das Schwerpunktthema des Berichts ist der Waldwandel im Fokus von Forschung und Dokumentation. Nationalparke haben den klaren Auftrag „Natur Natur sein lassen“. Nach einer zeitlich begrenzten Übergangsperiode wird die weitere Entwicklung im Schutzgebiet auf einem Großteil der Fläche weitestgehend der Natur überlassen.

Keine andere nationale Schutzgebietskategorie verfolgt diesen Weg so konsequent. Wie aber laufen die Vorgänge ab, über die eine Kulturlandschaft sich in eine Naturlandschaft aus zweiter Hand wandelt? Es besteht die einmalige Chance, diesen Weg in einer beispiellosen Umbruchsphase im Nationalpark Harz zu verfolgen. Daher ist es Aufgabe des Umweltmonitorings im Nationalpark, die langfristige Entwicklung der vorhandenen Lebensräume (z. B. der Wälder, Gewässer und Moore) mit deren Lebensgemeinschaften zu untersuchen, zu dokumentieren und so die Datenbasis zur Erforschung der zugrundeliegenden dynamischen Prozesse zu schaffen. Durch den Ablauf natürlich-dynamischer Prozesse sind nicht nur die Lebensräume des Schutzgebiets, sondern auch deren Artenbestand einer fortlaufenden räumlich-zeitlichen Entwicklung unterworfen.

Die Basis für die langfristige Beobachtung von Veränderungen bildet die Inventarisierung typischer Artengemeinschaften sowie deren ständige Fortführung, um Zeitreihen zu erhalten. Über die regelmäßige Wiederholung flächendeckender Vegetationsaufnahmen wird das Sukzessionsgeschehen, also die natürliche zeitliche Veränderung von Lebensgemeinschaften, innerhalb der vielfältigen Landlebensräume dokumentiert. Die Waldforschungsflächen sind zentrale Bausteine für ein langfristiges Monitoring der natürlichen Entwicklung repräsentativer Waldgesellschaften.

Sie sind Kernstuck des Programms „Dauerbeobachtungsflächen im Nationalpark Harz“. Die im Nationalpark gewonnenen Erkenntnisse zum Ablauf natürlicher Prozesse sowie zum Aufbau, zur Struktur und zur Dynamik verschiedener Lebensgemeinschaften stehen der Naturschutzarbeit sowie der naturnahen Waldbewirtschaftung auch außerhalb des Schutzgebiets zur Verfügung. Hierzu wird ein umfangreicher, langfristig nutzbarer Datenbestand aufgebaut, der auch für künftige Fragestellungen Informationen liefern soll. Am Beispiel der Waldforschungsflächen und ausgewählter Artengruppen (Stechimmen und Schwebfliegen, holzbesiedelnde Käfer und Brutvögel) wird im Bericht die Langzeitforschung näher beleuchtet.

Im Tätigkeitsbericht dargestellt werden auch die Naturschutzarbeiten der Renaturierung und des Artenschutzes sowie die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, weiterhin die Arbeit der Werkstätten, des Wildtiermanagements und der Leistungen im Bereich EDV sowie Fotomonitoring. Wichtige Themen sind auch die Öffentlichkeitsarbeit, die Besucherinformation und -lenkung sowie Wildnisbildung und Natur-Erleben. Darüber hinaus finden sich Informationen zur Arbeit in und mit der Nationalparkregion, zur Organisation des Parks, zu internationalen Kontakten sowie zur Arbeit des Fördervereins. Den Abschluss bildet ein Verzeichnis der im oder mit dem Nationalpark durchgeführten wissenschaftlichen Qualifizierungsarbeiten, Werkverträgen, ehrenamtlichen Kartierungen, externen Projekte sowie der wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Mitarbeiter und von Partnern.

Quelle: Nationalpark Harz, 27.04.2021
Bildquelle: pixabay

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