Umweltminister Olaf Lies besucht Nationalpark Harz

Umweltminister Olaf Lies besucht Nationalpark Harz: Natürliche Waldentwicklung positiv

(derharz) Im Rahmen seiner diesjährigen Sommerreise besuchte Umweltminister Olaf Lies den Nationalpark Harz. Gemeinsam mit Vertretern der Nationalparkverwaltung, des BUND und des NABU Niedersachsen sowie Landtagsabgeordneten und regionalen Akteuren besuchte Umweltminister Olaf Lies das Besucherzentrum TorfHaus sowie das Wildkatzenzentrum des NABU in Bad Harzburg.

In Altenau-Torfhaus informierte sich Umweltminister Lies über die Entwicklung und die Fortschritte des 2017 beschlossenen Landesprogramms „NWE 10“, das auf zehn Prozent der Landeswaldflächen die natürliche Waldentwicklung vorsieht. Aktuell werden im Harz weitere 2.800 Hektar Nationalparkfläche sukzessive in die Naturdynamikzone entlassen. Entlang der Außengrenze des Nationalparks wird der 500 Meter breite Borkenkäfer-Sicherungsstreifen aufgelöst und die Borkenkäferbekämpfung von den angrenzenden Forstämtern der Landesforsten übernommen.

Nationalpark Harz: Moore und Bergfichtenwälder haben hohen Naturschutzwert

Umweltminister Olaf Lies: „Der Nationalpark Harz ist als Natura 2000-Gebiet von europaweiter Bedeutung für den Naturschutz. Die Moore und Bergfichtenwälder der Hochlagen tragen ganz wesentlich zu diesem hohen Naturschutzwert bei. In den letzten Jahren sind hier neue Waldbilder entstanden. Aus einem Wirtschaftswald wird ein Naturwald. Fichten-Monokulturen verschwinden, Laubbäume kommen. Stürme und der Borkenkäfer haben diesen von uns gewollten Umwandlungsprozess beschleunigt.

Mit dem Projekt „Natürliche Waldentwicklung“ leistet Niedersachsen einen wichtigen Beitrag zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt in Deutschland. Davon profitieren viele im Wald beheimatete Tier- und Pflanzenarten, ihre Lebensräume und die genetische Vielfalt und der Nationalpark macht einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung seines Schutzziels, auf mindestens 75 Prozent seiner Fläche die Natur sich selbst zu überlassen.“

Sperlingskauz und Fledermäuse finden im Nationalpark Harz hervorragende Lebensbedingungen

Nationalparkleiter Andreas Pusch ergänzte bei seiner Führung: „Wir können mit der Entwicklung des Harzwaldes zufrieden sein. Dieser Wald ist so lebendig und dynamisch wie selten zuvor. Hier entsteht eine neue Wildnis, artenreich und vielseitig. Viele Pilze, Insekten, Vögel wie der seltene Sperlingskauz und Fledermäuse finden hier hervorragende Lebensbedingungen. Es handelt sich nicht um ein Waldsterben wie in den Achtziger Jahren, denn unter den abgestorbenen Bäumen wächst der junge Wald wieder heran.

Bis 2022 wird die Borkenkäferbekämpfung schrittweise an die angrenzenden Forstämter abgegeben. Dabei unterstützen die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung in der Anfangsphase die Forstämter bei den durchzuführenden Maßnahmen – hierzu wurden bereits zahlreiche Gespräche und Abstimmungen durchgeführt, um auch in Zukunft einem Übergreifen des Borkenkäferbefalls auf den Nationalpark angrenzende Wirtschaftswälder vorzubeugen.“

Aktuell wurde im Bereich zwischen Torfhaus und Stieglitzeck begonnen, diese Planung konkret umzusetzen. Die Borkenkäfer-Bekämpfung wird hier vom Forstamt Clausthal übernommen, während in den anderen Grenzbereichen die Nationalparkverwaltung wie bisher weiter tätig wird. Die weiteren abzugebenden Abschnitte werden jährlich mit den Forstämtern gemeinsam festgelegt.

Die Leiterin des Nationalpark-Besucherzentrums TorfHaus, die BUND-Biologin Heike Albrecht-Fechtler, betonte: „Auch wir werden derzeit oft auf die toten Fichten angesprochen – und können die Sorgen zumeist schnell nehmen. Denn getreu dem Nationalpark-Motto „Natur Natur sein lassen“ darf sich die Natur in großen Teilen des Nationalparks frei entfalten, und wir haben die einmalige Gelegenheit, sie auf ihrem Weg vom ehemaligen Nutzwald zum wilden Naturwald zu beobachten“, so Albrecht-Fechtler. Die Aufgabe, Gäste für Natur und Umwelt zu sensibilisieren, sieht Heiner Baumgarten, Landesvorsitzender des BUND, als wesentlich an:

„Das Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus ist eine von 12 BUND-Einrichtungen in Niedersachsen, in denen wir Besucher über Bildungsangebote, Vorträge, geführte Wanderungen und vieles mehr an die Natur heranführen“. Und zwar erfolgreich, wie die Zahlen belegen: Mit mittlerweile rund 1,1 Mio. Besuchern und mehr als 100.000 jährlichen Gästen gehört das Zentrum zu den besucherstärksten Einrichtungen im Oberharz und soll daher bald ausgebaut werden – die Landesregierung unterstützt die Arrondierung des Hauses finanziell aus dem Förderprogramm „Landschaftswerte“ mit Mitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und mit einer Kofinanzierung für Kommunen über die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld aus dem Südniedersachsenprogramm.

„Angesichts der erfolgreichen Arbeit des Zentrums und der zahlreichen Herausforderungen, die Wildnisentwicklung im Schutzgebiet den Besucherinnen und Besuchern nahezubringen, ist unsere Unterstützung eine gute Investition in die Zukunft des Harzes“, so Minister Lies.

Lebensbedingungen im Nationalpark Harz sind Rückzugsraum für die Wildkatze

Die vielfältigen und seltenen Naturräume sowie die speziellen Lebensbedingungen im Nationalpark Harz und der umgebenden Mittelgebirgs- und Harzvorland-Landschaft waren schon immer ein Rückzugsraum für die Wildkatze. „In anderen Regionen ist die Rückkehr des faszinierenden Raubsäugers, welcher stellvertretend für naturnahe Waldlebensräume steht, ein Paradebeispiel für die Problematiken der Zerschneidung der Landschaft durch Infrastrukturmaßnahmen. Aber sie zeigt auch, wie sich Naturschutzmaßnahmen positiv auf gefährdete Tierarten auswirken können“, berichtet Inez Schierenberg, Landesgeschäftsführerin des NABU Niedersachsen bei der Besichtigung des NABU-Wildkatzenzentrums in Bad Harzburg.

Das NABU-Wildkatzenzentrum öffnete erst Ende des vergangenen Jahres seine Pforten. Über die Aussichtsplattform des Informationszentrums kann man vier scheue Tiere und weitere Bewohner wie Waschbären und Ziegen beobachten. Zusammen mit einem angrenzenden Wildkatzenlehrpfad von BUND und NABU sowie einer geplanten interaktiven Ausstellung des NABU soll das bestehende Angebot ausgebaut werden.

Bereits kurz nach der Eröffnung am 28. Oktober stellte ein Herbststurm die Betreiber vor Herausforderungen: Orkantief „Herwart“ entwurzelte zahlreiche Bäume, die auch das Wildkatzengehege in Mitleidenschaft zogen. Die Wildkatzen blieben unversehrt, flohen nicht aus ihren zerstörten Gehegen und das Zentrum konnte innerhalb von sechs Wochen wieder instandgesetzt werden. Vorübergehend verbrachten die tierischen Bewohner die Zeit in umliegenden Tierparks. Im Januar erfolgte öffentlichkeitswirksam die Namensfindung der Wildkatzen.

Erst eine der Katzen hatte bereits vorher einen Namen: Clarence – wegen ihres Augenfehlers benannt nach dem schielenden Löwen aus dem gleichnamigen Spielfilm – mittlerweile Mutter der ersten Jungtieren des Geheges. Während der ersten Woche nach Eröffnung des Geheges kamen fast 1.000 Besucher*innen, bis Mitte Juni 2018 haben insgesamt 13.870 Menschen das Wildkatzengehege besucht.

Quelle: Pressemitteilung Niedersächsisches Umweltministerium vom 05.07.2018.
Bildquelle: Redaktion harz-infos; Aufnahme Frank Baranowski

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