Nationalpark Harz: Nachhaltige Erholung im Einklang mit der Region

Brockenblick von der Rabenklippe, Bild Christian Wiesel

Sagenumwobene Bergwildnis im Nationalpark Harz entdecken

Der Nationalpark Harz ist seit dem 1.1.2006 der erste länderübergreifend fusionierte Nationalpark in Deutschland. Mitten darin liegt der sagenumwobene Brocken – mit 1.141 m NHN die höchste Erhebung im Park. Dieses Schutzgebiet bewahrt und entwickelt eine einzigartige Mittelgebirgslandschaft mit Wäldern, Mooren und Fließgewässern. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die anderswo selten geworden sind, kommen hier vor. Der Nationalpark Harz besticht besonders durch die Vielfalt seiner Naturräume. An seinem Nord- und Südrand finden wir ausgedehnte Buchenwälder, die vor allem im Frühjahr und Herbst zu einer Wanderung einladen. In den Hochlagen des Harzes prägen Moore, Fichtenwälder und Felsen das Bild. Die Oberharzer Moore zählen zu den besterhaltenen und beeindruckendsten Deutschlands.

Einen Einblick in den Extremlebensraum Hochmoor mit seinen hochspezialisierten Pflanzen, wie z. B. Torfmoosen und Sonnentau, bieten Bohlenstege für unsere Besucher und Gäste. In den Fichtenwäldern der Hochlagen ist der Waldboden häufig kniehoch von einem dicken Teppich üppigen Grüns bedeckt. Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit wachsen hier dicke Moospolster und bizarre Flechtenkrusten überziehen die Bäume am Wegesrand. Die eingestreuten Felsformationen und Blockhalden – Meere aus Stein – beeindrucken dagegen durch ihre Kargheit. Überall im Nationalpark Harz spielte und spielt Wasser eine entscheidende Rolle. In früheren Zeiten wurde es in großem Umfang für den Bergbau genutzt. Heute kommt es wieder verstärkt der Natur zu Gute, sprudelt in vielen naturnahen Harzer Bächen zu Tal und bietet vielen Tieren, wie z.B. dem Schwarzstorch oder der Wasseramsel, Lebensraum.

Größe und Ausdehnung des Nationalparks Harz

Der Nationalpark Harz erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vom Nordharzrand bei Bad Harzburg und Ilsenburg über die Hochlagen bis zum Oderstausee am Südharzrand bei Bad Lauterberg und von der Hochlage in südwestlicher Richtung über den Acker-Bruchberg-Zug bis hinab in die Harzrandlagen um Herzberg. Damit sind praktisch alle unterschiedlichen Klimazonen, Luv- und Leeseiten, geologischen Formationen und die wesentlichen Lebensraumtypen des Harzes repräsentativ erfasst. Die menschlich unbeeinflusste Eigen- und Urwalddynamik wird somit langfristig besonders reizvolle, vielfältige und reich strukturierte Waldbilder in dem fast komplett bewaldeten Nationalpark ergeben.

Schutzwürdigkeit des einzigartigen Lebensraums für Mensch und Tier

Der Nationalpark Harz weist durch Lage, Geologie und Klima eine Vielzahl von Besonderheiten auf, die ihn für den Naturschutz außerordentlich wichtig machen. In seinen Hochlagen herrschen klimatische Bedingungen, die ihn deutlich von anderen deutschen Mittelgebirgen unterscheiden. Diese Klimabedingungen ähneln den subalpinen Klimazonen der Hochgebirge bzw. den borealen Klimabedingungen Nordeuropas. Als Folge hat sich hier eine Tier- und Pflanzenwelt entfaltet, die speziell an diese Lebensverhältnisse angepasst ist und außerhalb der Harzhochlagen bundesweit nur sehr selten anzutreffen ist.

Die klimabedingte Abfolge der Waldgesellschaften Mitteleuropas von den Wärme liebenden Eichen-Buchen-Mischwäldern bis in die Moorlandschaften kann man hier in einer Halbtageswanderung im Zeitraffer durchstreifen – hochinteressant und hautnah können die Wanderer diese biologische Vielfalt auf kleinem Raum erleben.

Im Gebiet des Nationalparks Harz befinden sich noch viele der hier vorkommenden und typischen Lebensräume in einem für mitteleuropäische Verhältnisse außerordentlich naturnahen Zustand. Hierzu zählen die Hoch- und Übergangsmoore, die Felsbiotope, viele Fließgewässer und ein erheblicher Anteil der Wälder. Bedingt durch die klimatischen und geographischen Unterschiede und die sich dadurch ändernden ökologischen Bedingungen gibt es im Harz natürlicherweise mehrere Waldtypen. Im Gebiet des Nationalparks findet man in den unteren und mittleren Hanglagen Buchenwälder, in den oberen Hanglagen Buchen-Fichten-Mischwälder und in den Hochlagen Bergfichtenwälder.

Die Moore gehören zu den ursprünglichsten Lebensräumen im Nationalpark, da menschliche Eingriffe (Abtorfungen, Entwässerungen) in diesen Lebensraum nur in geringem Umfang stattfanden. Ihre Entstehung begann vor ungefähr 10.000 Jahren nach der letzten Eiszeit. Auch die Mittelgebirgsbäche des Nationalparks Harz sind einzigartig, weil sie auf sehr kurzer Strecke große Höhenunterschiede überwinden. Dadurch zeichnen sie sich durch eine große Strukturvielfalt aus; auf engstem Raum bieten sie so Lebensraum für viele verschiedene Pflanzen und Tiere. 

Die Nationalparkgesetze und die internationale Anerkennung

Der Nationalpark Harz ist in das europäische Schutzgebietssystem „Natura 2000“ integriert und wegen seiner Bedeutung für seltene Vogelarten mit seiner überwiegenden Fläche auch zu einem Europäischen Vogelschutzgebiet erklärt worden. Im Schutzzweck sind außerdem die wertvollen Biotope nach der FFH-Richtlinie, die den Nationalpark prägen, herausgestellt. 2003 erhielt der Nationalpark Harz die internationale Anerkennung der Weltnaturschutzorganisation IUCN – eine Anerkennung der konsequenten Arbeit der Nationalparkverwaltung Harz für die Natur und auch für die sich im Nationalpark nachhaltig und naturnah erholenden Menschen!

Aufgaben Nationalpark Harz: Öffentlichkeitsarbeit, Bildung, Erholung und Regionalentwicklung

Neben dem vorrangigen Schutz der Natur und einer möglichst unbeeinflussten Entwicklung der Waldökosysteme gehört es zu den wichtigsten Aufgaben des Nationalparks Harz, den Menschen Begegnungen mit Natur und natürlichen Prozessen zu ermöglichen. Diese Naturbegegnungen sollen Verständnis für Umwelt- und Naturschutz, den nachhaltigen Tourismus sowie für die Schutzziele des Nationalparks wecken und damit gleichzeitig die Akzeptanz für den Nationalpark bei Einheimischen und Besucherinnen und Besuchern fördern.

Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung zur ökologischen Bedeutung naturdynamischer Prozesse sind wesentliche Zukunftsaufgaben des Nationalparks Harz. Als nördlichstes deutsches Mittelgebirge war und ist der Harz wegen seiner geographischen Lage, seiner landschaftlichen Schönheit und charakteristischen Naturräume eines der bedeutendsten Fremdenverkehrsgebiete Mitteleuropas. Die Informations- und Bildungsarbeit des Nationalparks Harz erreicht mit dem Nationalpark-Bildungszentrum Sankt Andreasberg, den Nationalparkhäusern und Nationalpark-Informationsstellen sowie der Nationalparkwacht Harz eine breite Öffentlichkeit.

Obwohl der ökonomische Ausstrahlungseffekt eines Nationalparks nicht isoliert von der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus im Nationalpark-Umfeld betrachtet werden kann, zeigt sich doch, dass der Nationalpark Harz als touristischer Wertschöpfungsfaktor zunehmend an Bedeutung gewinnt. Naturschutz in der Region hilft auf dieser Weise auch der Tourismuswirtschaft in der Region.

Die Nationalparkwacht Harz

Die Einhaltung der Regelungen der Nationalparkgesetze wird in der Fläche von dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Nationalparkwacht Harz, im Volksmund nur „Ranger“ genannt, überwacht. Sie sind zu Fuß, mit dem Mountainbike oder im Winter auch auf Skiern unterwegs. Die Nationalparkwacht Harz ist Teil der Nationalparkverwaltung Harz und besteht heute aus etwa 40 Männern und Frauen, die als ausgebildete Forstwirte alle eine besondere Fortbildung als “Geprüfter Natur- und Landschaftspfleger” absolviert haben.

Die Ranger der Nationalparkwacht Harz organisieren für die Besucher geführte Wanderungen zu verschiedenen Themen wie Naturerlebnis- oder Fledermauswanderungen. Sie informieren über den Naturschutz im Nationalpark und sagen Ihnen gern, „wo es lang geht”. Die Ranger achten auf die Einhaltung der Nationalparkgebote zum Schutz der Pflanzen- und Tierwelt. Sie überwachen dabei das Leinengebot für Hunde genauso, wie sie aufpassen, dass kein Müll liegen bleibt. Sie leisten in Notfällen Erste Hilfe und sind Ihre Ansprechpartner vor Ort.

Im Rahmen der Öffentlichkeits- und Umweltbildungsarbeit des Nationalparks organisiert die Nationalparkwacht spezielle Wanderungen für Jugendgruppen und Schulklassen. Hier lernen die Kinder und Jugendlichen spielerisch die Natur und ihre Zusammenhänge kennen und begreifen. Auch für Forschungs- und Naturschutzprojekte, z.B. im Rahmen der Auerhuhnauswilderung oder der Moorrenaturierung, sind die Mitarbeiter der Nationalparkwacht eingesetzt.

Waldentwicklung und Renaturierung

Oberstes Ziel in einem Nationalpark ist es, den Wald auf ganzer Fläche der natürlichen Dynamik zu überlassen – Motto „Natur Natur sein lassen“. Da es in ganz Mitteleuropa praktisch keinen Urwald mehr gibt und der Harz durch seine Jahrtausende alte Bergbaugeschichte in seiner Waldentwicklung durch den Menschen verändert wurde, verfolgt die Waldentwicklung und Renaturierung im Nationalpark Harz ausschließlich das Ziel, die Naturnähe des Waldes hinsichtlich Baumarten und Struktur zu erhöhen, um sie schließlich einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Ziel im Nationalpark Harz ist ein Naturwald ohne menschliche Einflüsse – eine faszinierende Wald-Wildnis.

Durch die Waldentwicklungs- und Renaturierungsmaßnahmen wird es unseren Besuchern künftig zunehmend möglich werden, im Nationalpark auf ganzer Fläche zu lernen, wie unsere natürlichen Waldökosysteme ohne menschliche Nutzung „funktionieren” und was gemeint ist, wenn wir von der lebenswichtigen „ökologischen Vernetzung” sprechen! Wie funktioniert ein natürlicher Wald? Welches Leben gibt es im Totholz und warum sehen die Nationalparkwälder teilweise braun aus? Das emotional besetzte Thema des Absterbens alter Fichten infolge der Massenvermehrung des Borkenkäfers wird von allen Nationalpark-Mitarbeitern und in allen Einrichtungen aufgegriffen und mit zahlreichen Hintergrundinformationen erläutert. Der Wald ist in der Klimakrise – das ist gerade im Harz nicht zu übersehen.

Doch der Borkenkäfer ist im Nationalpark kein Grund zur Sorge. Am Ende steht nicht ein toter Wald, sondern sprießendes Leben aus jungen Fichten, Ebereschen, Weiden und Birken – ein Wald, der vielfältiger und artenreicher ist als zuvor. Allerdings wird dieser ökologische Prozess durch den Klimawandel erheblich beschleunigt. Die zu trockene und warme Witterung beeinflusst die Waldentwicklung. Die Bedeutung der Verkehrssicherung im Wald hat weiter erheblich zugenommen – mit großen Auswirkungen für alle Waldbesucher. Über die Borkenkäfer-Massenvermehrung hinaus machen die Trockenheit und eine Vielzahl von Organismen inzwischen fast allen anderen Baumarten neben der Fichte zu schaffen. Buchen leiden zunehmend unter der Dürre. Ahorne, Eschen und Kiefern werden von Pilzen besiedelt und zeigen Absterbeerscheinungen.

Deshalb ist es wichtiger denn je, an die Eigenverantwortung aller Waldbesucher zu appellieren. Die sogenannten waldtypischen Gefahren durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume erfordern erhöhte Aufmerksamkeit, obwohl große Anstrengungen zur Verkehrssicherung unternommen werden. Auch die Waldbrandgefahr ist im ganzen Harz real – offenes Feuer ist daher zu allen Jahreszeiten strikt verboten.

Daten und Fakten ünder den Nationalpark Harz

Lage: zentraler Teil des Mittelgebirges Harz, in den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gelegen
Fläche: 247 Quadratkilometer
Höhenlage: 230 bis 1.141 Meter (Brocken)
Gründungsjahr: 1990 bzw. 1994, Fusion 2006
Landschaftstypen: Bergfichten-, Bergmisch- und Buchenwälder, supramontane Zwergstrauchheiden, Moore, Fließgewässer und Felsbiotope

Bücher und Karten

Eine Fülle von Broschüren und Wandervorschlägen sowie das jährliche Naturerlebnis-Programm sind in den Nationalparkhäusern, bei der Nationalparkverwaltung oder auch als Download im Internet erhältlich. Eine Auswahl an Büchern und Karten zum Nationalpark finden Besucherer und Wanderer in den Nationalparkhäusern.

Kontakt zum Nationalpark Harz

Nationalparkverwaltung Harz
Lindenallee 35
38855 Wernigerode
Tel. 0 39 43/55 02-0, Fax -37
Mail: poststelle@nationalpark-harz.de
Web: www.nationalpark-harz.de

Die Besuchereinrichtungen des Nationalparks Harz

Brockenhaus, Tel. 039455/50005, Fax 50005
Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus, Tel. 05320/33179-0, Fax -19
Nationalparkhaus Ilsetal, Tel. 039452/89494
Nationalparkhaus Sankt Andreasberg, Tel. 05582/92 30-74, Fax –71
Nationalparkhaus Schierke, Tel. 039455/477
Natur-Erlebniszentrum HohneHof, Tel. 039455/8640
HarzWaldHaus in Bad Harzburg (derzeit im Umbau)
Auerhuhngehege nahe dem Nationalpark-Luftkurort Lonau bei Herzberg
Luchsgehege an der Nationalpark-Waldgaststätte Rabenklippe bei Bad Harzburg

Weiterhin: Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle, Löwenzahnpfad Drei Annen-Hohne, Urwaldstieg Brocken, Wildnispfad Altenau, Seelenpfad Herzberg, Nationalpark-Informationsstellen in den Nationalpark-Gemeinden und vieles mehr. Weitere Infos bekommen Besucher in den Nationalparkhäusern. Dort erhalten Harz-Touristen oder Urlauber auch weitere nützliche Informationen, Wanderbroschüren, Mitbringsel aus dem Harz und andere Shopartikel.

Wie komme ich zum Nationalpark Harz?

Mit der Bahn: Von Norden bis Bad Harzburg oder Wernigerode; von Süden nach Herzberg oder Bad Lauterberg. Weiterreise mit dem Bus (Infos unter: www.fahrtziel-natur.de) oder der Dampf betriebenen Schmalspurbahn zum Brocken (www.hsb-wr.de). Mit dem Auto: Von Norden über die Bundesstraßen B 6 (Goslar – Bad Harzburg – Wernigerode) oder B 81 von Magdeburg. Von Süden auf der Bundesstraße B 243 über Herzberg.

Quelle: Nationalpark Harz
Bild: Nationalpark Harz, Christian Wiesel

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