Ein Rückblick auf den Extremtest der Harzer Hochwasserschutzanlagen
(derharz) Es war ein Weihnachten, das vielen Menschen in der Region noch lange in Erinnerung bleiben wird – nicht wegen der festlichen Stimmung, sondern wegen eines der heftigsten Hochwasserereignisse, das der Harz in den letzten Jahren erlebt hat. Doch ein Jahr nach dieser extremen Hochwasser-Krise zeigt sich ein anderes Bild: Die Talsperren der Harzwasserwerke stehen wieder auf Normalniveau. Während die letzten Monate von stetiger Stabilität geprägt waren, werfen wir einen Blick auf die Ereignisse, die die Region vor einem Jahr erschütterten, und darauf, wie die Talsperren nun als verlässliche Hochwasserschutzanlagen in die Weihnachtszeit gehen.
Ein außergewöhnliches Hochwasser-Ereignis: Rückblick auf Weihnachten 2023
Es war Mitte Dezember 2023, als die Harzregion von massiven Niederschlägen heimgesucht wurde. Innerhalb von nur einer Woche fiel so viel Regen, wie normalerweise in zwei Monaten zu erwarten gewesen wäre. Diese extremen Wetterbedingungen führten zu drei aufeinanderfolgenden Hochwasserwellen, die nicht nur die Region überfluteten, sondern auch das gesamte Hochwasserschutzsystem bis an seine Grenzen brachten.
Lars Schmidt, der kaufmännische Geschäftsführer der Harzwasserwerke, erinnert sich noch genau an die Ereignisse: „Es war ein echter Stresstest für unsere Talsperren. Die großen Wassermengen, die in so kurzer Zeit in das Einzugsgebiet der Talsperren hinabregneten, führten selbst bei uns zu einer äußerst angespannten Situation.“
Besonders dramatisch war die Lage während der dritten Hochwasserwelle, die sich über die Weihnachtstage hinweg aufbaute. An den Talsperren Innerste und Okert erreichte der Pegelstand einen Rekordwert. Die Wassermengen stiegen so schnell an, dass die Talsperren ihr Kapazitätslimit fast erreicht hätten. An einem entscheidenden Punkt, am 2. Weihnachtsfeiertag, wurden beide Talsperren sogar bis zum „Vollstau“ gefüllt. Doch anstatt überzulaufen, wurde ein speziell für solche Notfälle vorgesehener Hochwasserrückhalteraum aktiviert, der das überschüssige Wasser ableitete und einen katastrophalen Überlauf verhinderte.
Der Stresstest bestanden: Hochwasserschutz hat sich bewährt
Trotz des massiven Hochwassers konnte das System der Harzwasserwerke seine volle Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Der Hochwasserschutz hat in diesem Jahr außerordentlich gut funktioniert – auch dank der engen Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Institutionen.
„Sogar in dieser Extremphase, in der das Wasser schneller stieg als je zuvor, konnten wir mit den Talsperren den Hochwasserschutz sicherstellen“, so Schmidt. „Das System hat sich als zuverlässig und robust erwiesen.“ Durch die rechtzeitige Nutzung des Hochwasserrückhalteraums und der Hochwasserentlastung konnte das Wasser kontrolliert abfließen, und der Druck auf die Talsperren wurde signifikant gemindert. Die Region blieb von den verheerendsten Überflutungen verschont.
Was in diesem Jahr als reibungsloser Hochwasserschutz funktionierte, war das Ergebnis jahrelanger Planung, Investition und regelmäßiger Wartung der Talsperren. Bei den Harzwasserwerken wird der Schutz der Region durch diese Maßnahmen kontinuierlich verbessert und angepasst. Eine zentrale Rolle spielt dabei der so genannte „Hochwasserentlastungsmechanismus“, der als Schutzbarriere gegen unkontrollierte Wassermengen dient und das Überlaufen der Talsperren verhindert.
Blick auf den aktuellen Stand: Talsperren sind stabil und bereit für den Winter
Ein Jahr nach diesem Extremereignis zeigt sich die Lage an den sechs Westharz-Talsperren der Harzwasserwerke wieder entspannt. „Der Vergleich zu vor einem Jahr ist bemerkenswert“, erklärt Lars Schmidt. „Aktuell liegen alle Talsperren im Normalbereich, und die Füllstände bewegen sich auf einem durchschnittlichen Niveau.“ Dies bedeutet, dass in den Talsperren ausreichend Freiraum vorhanden ist, um auf etwaige zukünftige Hochwasserereignisse reagieren zu können.
Besonders auffällig ist der Rückgang des Füllstands an der Okertalsperre. Während im Dezember 2023, nach den extremen Regenfällen, der Füllstand bei 80 Prozent lag, beträgt er heute 65 Prozent. Auch die anderen Talsperren befinden sich in einem stabilen Zustand. Insgesamt sind alle Talsperren derzeit zu etwa 75 Prozent gefüllt, was für den Winterbetrieb völlig normal ist.
Der Unterschied zwischen den beiden Jahren zeigt sich also deutlich: Im Vergleich zum extremen Hochwasser vor einem Jahr, das die Talsperren an ihre Kapazitätsgrenzen führte, zeigt sich in diesem Jahr ein starkes Signal der Stabilität. Die Harzwasserwerke gehen mit ausreichendem Puffer in die bevorstehende Weihnachtszeit.
Hochwasserschutz rund um die Uhr – Überwachung und Vorbereitung sind entscheidend
Trotz der aktuellen Ruhe und Normalität sind die Harzwasserwerke stets wachsam. Der Hochwasserschutz muss rund um die Uhr gewährleistet werden, und dafür sorgt ein Team von Experten, das die Talsperren kontinuierlich überwacht. Lars Schmidt betont: „Hochwasserschutz funktioniert genauso wie die Trinkwasserversorgung – 365 Tage im Jahr. Es ist eine permanente Aufgabe, die eine ständige Beobachtung erfordert.“
Das bedeutet, dass jede einzelne Talsperre in Echtzeit überwacht wird. Abweichungen oder ungewöhnliche Wetterlagen können so frühzeitig erkannt werden, was eine rechtzeitige Reaktion und Vorbeugung möglich macht. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und anderen Partnern hat sich als unverzichtbar erwiesen. Wenn eine kritische Hochwasserlage droht, können umgehend zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, wie etwa das gezielte Ablassen von Wasser aus den Talsperren, um zusätzlichen Stauraum zu schaffen.
Der Hochwasserschutz der Zukunft: Weiterentwicklungen und Innovationen
In den kommenden Jahren stehen bei den Harzwasserwerken weitere Entwicklungen an, um den Hochwasserschutz noch effizienter zu gestalten. Neben der regelmäßigen Wartung und Instandhaltung wird auch in neue Technologien investiert, die eine noch präzisere Vorhersage und Reaktion auf Hochwasserereignisse ermöglichen.
Ein weiterer Schritt in der Weiterentwicklung des Systems ist der Ausbau des digitalen Monitorings. Intelligente Sensoren und automatisierte Systeme sollen in Zukunft noch schneller und präziser auf sich ändernde Wetterbedingungen reagieren können. Ziel ist es, nicht nur auf akute Hochwasserereignisse schneller zu reagieren, sondern auch langfristige Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf die Talsperren und den Hochwasserschutz frühzeitig zu erkennen.
Stabilität und Vorsorge für die Zukunft
Ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser hat sich gezeigt, wie robust und verlässlich das Hochwasserschutzsystem der Harzwasserwerke ist. Dank regelmäßiger Wartung, innovativer Technologien und einer kontinuierlichen Überwachung konnten die Talsperren in einer der dramatischsten Hochwasserphasen ihres Bestehens ihr Potenzial voll ausschöpfen. Auch heute, ein Jahr später, sind die Talsperren bereit für die Herausforderungen des Winters und auf mögliche Hochwasserereignisse bestens vorbereitet.
Der Vorfall von 2023 hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Hochwasserschutz eine nie endende Aufgabe ist – und eine, die die Harzwasserwerke in enger Zusammenarbeit mit ihren Partnern erfolgreich meistern. In den kommenden Jahren wird dieser Schutz weiter gestärkt und optimiert werden, um auch in Zukunft die Region vor den unberechenbaren Kräften der Natur zu bewahren.
Quelle und Bild: Harzwasserwerke, 11.12.2024