Grenzmuseum Sorge erinnert an 60 Jahre Mauerbau und den Ausbau der „Staatsgrenze West“
(derharz) Am 13. August 2021 jährt sich der Bau der Berliner Mauer zum 60. Mal. Das denkwürdige Jubiläum nimmt das Grenzmuseum Sorge zum Anlass, den Blick nicht nur nach Berlin zu richten, sondern auch auf die Grenze der DDR als gesamtes Bauwerk. Die Staatsgrenze der DDR war insgesamt rund 2.800 km lang. Sie gliederte sich in 310 km Küstenlinie, 167 km Territorialgewässer, 450 km Grenze zur VR Polen (Ost), 460 km Grenze zur CSSR (Süd-Ost), 1.440 km Grenze zur BRD (Süd-West/West) und 160 km Grenze zur Enklave Westberlin.
Neimend hat die Absicht, eine Mauer zu bauen
Nach dem Selbstverständnis der DDR bedeutete die sichtbar vollzogene Abriegelung des „letzten Schlupflochs“ nach Westberlin im August 1961 nur die Vollendung der bis dahin nur als unzureichend geschützt wahrgenommenen Grenze. Denn die Grenze der DDR war eine politische und militärische Trennlinie zweier Systeme. Nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland wurde das europäische Territorium sehr schnell in zwei politische und militärische Machtsysteme getrennt. Besonders die Grenzen der sozialistischen DDR und Tschechoslowakei zur benachbarten kapitalistischen BRD und Westberlin wurden zur Trennlinie zwischen beiden Systemen. In der Zeit des „Kalten Krieges“ erwuchs zwischen den militärischen Bündnissen NATO und Warschauer Pakt der „Eisernen Vorhang“.
In dieser militärstrategischen Konstellation definierten sich Platz, Rolle und Aufgaben der Deutschen Grenzpolizei bzw. Grenztruppen der DDR und CSSR, eingebunden im System der militärischen Bündnisverpflichtungen und den Aufgaben der Landesverteidigung, nach außen. Nach innen gerichtet bildete der „Eiserne Vorhang“ eine tödliche Grenzbefestigung, der die Menschen im sozialistischen Machtbereich mit allen militärischen Mitteln davon abhalten sollte, in den Westen zu gelangen. Auf diesen völkerrechtswidrigen Aspekt der DDR-Grenzsicherung sollte mit Blick auf den 13. August besonders hingewiesen werden. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“, versprach vollmundig der Staats- und Parteichef der DDR Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 in einer Pressekonferenz. Keine zwei Monate später teilte sie nicht nur eine Stadt, sondern eine ganze Nation.
Postkartenserie mit den Motiven vom Buran-Motorschlitten auf dem Brocken
Die historische Betrachtung sowie museale Rezeption des einstigen Grenzregimes und seiner Folgen hat sich 60 Jahre nach dem Mauerbau zwangsläufig verändert, da mit dem Wegfall das Bauwerk auch seinen Schrecken eingebüßt hat. Nachfolgende Generationen, die sich in einem Europa ohne Grenzen die Einschränkungen persönlicher Freiheiten inzwischen kaum noch vorstellen können, fordern mit ihren Fragen nach dem einstigen „Eisernen Vorgang“ auch neue Museumskonzepte ein. Vielfach wird im Grenzmuseum Sorge inzwischen der Wunsch nach authentischen Souvenirs von der einstigen innerdeutschen Grenze geäußert. Besonders begehrt sind dabei kleine Stücke vom original Grenzzaun. Anlässlich des 60. Jahrestages des Mauerbaus hat sich das Grenzmuseum Sorge zwei kleine Überraschungen für den Museumsshop einfallen lassen.
Eine Postkartenserie mit den Motiven vom Buran-Motorschlitten auf dem Brocken sowie dem Trabant Prototypen P 1.1 A der Grenztruppen.
Die Postkarten können ab dem 13. August im Kleinen Grenzmuseum Sorge und online erworben werden. Ein besonders seltenes Frottéhandtuch, das 1986 zum 40. Jahrestag des Bestehens der Grenztruppen der DDR an ausgesuchte Militärangehörige verschenkt wurde, wird es ab Oktober 2021 im Grenzmuseum Sorge wieder zu kaufen geben. Möglich wird das durch eine Kooperation mit dem Rechtsnachfolger des einstigen DDR- Herstellerbetriebs, der frottana Textil GmbH & Co. KG/möve Professional in Großschönau. Der Premiumanbieter für Frottierwaren wird das Handtuch nach den original Webmustern exklusiv für das Grenzmuseum Sorge noch einmal neu produzieren.
DDR-Grenzerhandtuch käuflich zu erwerben
In der DDR waren Handtücher vom VEB Frottana eine begehrte Mangelware. Das „Grenzerhandtuch“ ist im doppelten Sinne ein Kuriosum. Denn abgesehen von Bierkrügen und Uhren mit Gravur gab es bei den Grenztruppen der DDR keine Präsente mit Gebrauchswert. Die Hybris der Geheimhaltung gestattete es den Angehörigen der Grenztruppen zudem nicht, dieses Handtuch im zivilen Leben öffentlich zu zeigen. So war das teure Präsent wie alles andere an der Grenze auch: eingesperrt, verdammt zu einem Leben in der Schublade.
Das Handtuch kann ab dem 13. August 2021 über die Webseite des Grenzmuseums vorbestellt werden. In Gedenken an den Mauerbau 1961 werden wir zudem am 14.08.2021 kostenlose Führungen in der Grenzlandschaft anbieten. Abgerundet werden diese Führungen mit der Vorführung privater Filmaufnahmen aus jener Zeit. Beginn der Führungen werden jeweils 11:00 Uhr und 14:00 Uhr sein. Treffpunkt ist das Kleine Grenzmuseum im Ort Sorge. Von dort geht es dann in die Grenzlandschaft zu unserem Freilandmuseum. Dauer der Führungen ca. 2,5 Stunden. Unser Beobachtungsturm wird ebenso geöffnet sein. Denn nur vor Ort kann man wirklich nachvollziehen, was diese Grenze bedeutete!
Quelle & Bild: Grenzmuseum Sorge e.V., 16.08.2021