Das Schachmuseum Ströbeck bei Halberstadt

Außenansicht des Schachmuseums Ströbeck

Tradition und Schach-Geschichte eines ganzen Dorfes

(hatz-aktuell) Etwa neun Kilometer von Halberstadt entfernt liegt das Örtchen Ströbeck, das sich mit seiner Schachtradition europaweit einen Namen machte. Das Schachmuseum war Aushängeschild der jahrhundertlangen Tradition der Schachgeschichte des Ortes. Die Ausstellung genoss weltweiten Ruf. Über den Lokalkolorit und die Darstellung der regionalen Schachgeschichte hinaus bot das Museum eine einmalige Sammlung von Schachfiguren aus aller Welt. Darunter u. a. seltene Makonde-Schachspiele aus Tansania, ein Eskimoschach aus Kanada und aus anderen Teilen der Welt. Allein diese Vielfältigkeit an unterschiedlichen und teils skurrilen Figuren machte einen Besuch im Schachmuseum Ströbeck so lohnenswert.

Außeenansicht Schachmuseum Ströbeck vor dem Brand

Das Museum dokumentierte die Entwicklung des Schachspiels, und zwar vom Kurierschachspiel bis hin zur Schachreform um 1500; ebenso die besonderen Ströbecker Schachregeln. Zudem konnten Besucher unterschiedliche Schachvarianten ausprobieren, darunter auch ungewöhnliche Spiele. Sonder-Ausstellungen zu interessanten Schachthemen ergänzten das Angebot des Schachmuseums Ströbeck. Der Schleich, eine Figur aus dem Kurierschach, empfing seine Gäste beim Eintritt in die Ausstellung. Er prangte nicht nur auf dem Logo des Eingangsschildes, sondern war als geschnitzte Holzfigur auch im zweiten Ausstellungs-Raum im Obergeschoss zu sehen. Im Museumshof befand sich ein großes Schachbrett, wo Kinder toben und Schach spielen konnten.

Herstellung von Schachspielen

Schach-Tradition und Schach-Figuren aus der ganzen Welt

Das 1991 gegründete Schachmuseum, das seit 2006 im alten Rathaus am Platz am Schachspiel untergebracht war, gliederte sich bis zum Brand im Jahr 2019 in unterschiedliche Bereiche. Im Obergeschoss standen zwei Räume zur Verfügung. Die erste Sektion befasste sich mit der Geschichte der Schachtradition in Ströbeck mit Exponaten zum Thema Schach im Alltag. Darunter etwa der Nachbau einer Werkstatt zur Herstellung von Schachbrettern. Ein besonderes Attraktion war das ebenfalls ausgestellte Kurfürstenbrett von 1651. Der Besucher erfuhr dort Wissenswertes zur Geschichte und der Bedeutung des Schachs für seine Bewohner.

Eskimoschach im Schachmuseum Ströbeck

Die Legende erzählt, dass im Jahre 1011 ein vornehmer Gefangener des Bischofs von Halberstadt im Ströbecker Wehrturm gefangen gehalten wurde und seinen Bewachern das Schachspiel beibrachte. Seither wurde das Spiel von Generation zu Generation weitergegeben, und zwar bis heute. Der erste belegte Hinweis stammt aus dem Jahr 1515. Die Schachtradition in Ströbeck ist wahrscheinlich beinah genauso alt wie das Schachspiel in Europa. So findet das Dorf im ersten deutschsprachigen Schachbuch von 1616 mit einem eigenen Kapitel eine ausdrückliche Erwähnung.

Makonde Schachfiguren aus Tansania

Braut musste mit Schach erspielt werden

Zum Hochzeitsbrauch gehörte es, seine Braut am Hochzeitstag zu erspielen. Der Bräutigam musste gegen einen ausgewählten Spieler, meist den Dorfschulzen, antreten. Die Hochzeitsgäste durften dem Spiel zusehen, aber während des Wettkamps kein Wort zum Spiel sagen. Nur wenn sie glaubten, ihr Spieler mache ein Fehler, durften sie warnend zurufen. „Vadder mit Rat!“. Außerdem wurde lange Jahre Schach in der Schule als Pflichtfach unterrichtet und auf dem Zeugnis bewertet. All davon erzählte der erste Ausstellungsraum.

Makonde Schnitzereien aus Metall

Entwicklung des Schachspiels in Deutschland

Der zweite Teil der Ausstellung im Obergeschoss befasste sich mit der Organisation und Entwicklung des Schachspiels. Ebenso war dort der erste Teil der einzigartigen Schachfiguren-Ausstellung beheimatet, bewacht von der Figur der Schleichs aus dem Kurierschach. Im Mai 2009 kamen zwei neue Ausstellungsräume im Kellerbereich hinzu. Besucher erhielten dort einen Einblick in die Kunst- und Literaturgeschichte des Schachs, so auch mit weiteren kunstvollen Schachfiguren.

Schachspiel aus Spanien (15. Jahrhundert)

Anschrift Schachmuseum Ströbeck

Platz am Schachgspiel 97
38822 Schachdorf Ströbeck
Tel.: 039427 99850
Mail: schachmuseum@halberstadt.de
Web: www.schachmuseum-stroebeck.de

Das Museum kann aktuell nicht besichtigt werden. Am 14. November 2019 brannte es im Schachmuseum. Die Sammlung konnte weitgehend gerettet werden, doch muss diese wegen der Rußschäden grundlegend saniert werden. Es bleibt zu hoffen, dass die einzigartige Sammlung bald wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.

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